Über den extraordinären Geist der Musik von Beethoven habe ich besonders viel im Jahr 2020, dem Jubiläumsjahr des großen Komponisten, nachgedacht, als wir mit der Nordwestdeutschen Philharmonie die Symphonie Nr. 1 aufgenommen haben.
So hat die Geschichte entschieden, dass das Jubiläumsjahr von Beethoven und die weltweite Pandemie zusammentrafen. Die Völker der Welt haben Lockdown erlebt, die Kultur hat sich in den Untergrund zurückgezogen und die unterbrochene Beethovens Feier hat eine ganz andere Bedeutung bekommen. Was für eine Ironie, dass das Vorbild der Idee des Widerstands und der geistigen Freiheit verschlossen wurde. Dies ist jedoch eine sehr interessante Ironie. Weil keine Hinnahme der Beschränkungen und die Sehnsucht nach Freiheit in uns den echten Geist Beethovens hervorrufen. Beethoven hat nie das Leben als bequeme Existenz hingenommen: das, was als „üblich“ gilt, soll zerbrochen werden; schmerzhaft, jedoch sinnvoll – bewusst die Grundlage der menschlichen Existenz wählen. Das bedeutet, Zweifel, Ängste überwinden, sich selbst sein, ein freier und würdenhafter Mensch sein. Im Beethovens Geist verwandelt sich der Zustand der Katastrophe in einen entgegengesetzten Zustand, die Eukatastrophe. Laut J. R. Tolkien, „the sudden happy turn in a story which pierces you with a joy that brings tears. And I was there led to the view that it produces its peculiar effect because it is a sudden glimpse of Truth, your whole nature chained in material cause and effect, the chain of death, feels … a sudden relief“. Lasst uns hören, wie aus jedem Klag der Musik von Beethoven das einzige Bestreben, sich zu befreien, ertönt.